Man muss Geduld haben

mit dem Ungelösten im Herzen

(Rilke)

Erklärung der Berufsgruppen

Unterschied Psychotherapeut:innen | Psycholog:innen | Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie (Psychiater)

Im Gesundheitsbereich gibt es eine Vielzahl von Berufsbezeichnungen, die sich sehr ähnlich anhören, was es oft schwierig macht, den Überblick zu bewahren. Zu diesen Berufen gehören Psychiater, Psychotherapeut und Psychologe, die alle eine gemeinsame Verbindung zur Psyche haben, also zur Seele, zum Geist und zum Gehirn. Trotz dieser Gemeinsamkeit unterscheiden sich die drei Berufsgruppen in wesentlichen Aspekten. Jeder dieser Berufe erfordert eine spezifische Ausbildung, die sich in Dauer, Inhalt und Zielsetzung unterscheidet.

Ein Psychiater ist ein Facharzt, der sich auf die Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen spezialisiert hat und in der Regel Medikamente verschreiben kann und diesbezüglich auch für die Überprüfung der Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente zuständig ist. Seine Ausbildung umfasst ein Medizinstudium sowie eine Facharztausbildung.

Ein Psychotherapeut hingegen konzentriert sich auf die therapeutische Behandlung von psychischen Leiden durch Gespräche und andere psychologische Methoden. Eine Psychotherapie begleitet oftmals eine medikamentöse Behandlung - so arbeiten Psychotherapeut und Psychiater zusammen. Die Psychotherapieausbildung umfasst eine Grundausbildung (Propädeutikum/ neu: Bachelor-Studium) und eine Fachausbildung (Fachspezifikum/ neu: Master-Studium), die Verpflichtung zum Besuch vorgegebener Stunden an Lehrtherapie (Selbsterfahrung), die Absolvierung eines Praktikums sowie begleitender Supervision.

Ein Psychologe beschäftigt sich mit dem Studium des menschlichen Verhaltens und der mentalen Prozesse und kann in verschiedenen Bereichen wie Forschung, Beratung oder Therapie tätig sein. Die Ausbildung umfasst ein Universitätsstudium der Psychologie und zur selbständigen Behandlung oder Untersuchung ist eine Zusatzausbildung als Klinischer Psychologe oder Gesundheitspsychologe notwendig.

 

Abgrenzung Psychotherapie und Psychosoziale Beratung (Lebensberatung)

Hier ist klar die Behandlung von Beratung zu unterscheiden. Psychotherapeut:innen sind zur Behandlung psychischer Störungen und Krankheitsbilder befugt, was bedeutet, dass sie umfassend ausgebildet sind, um tiefgreifende psychische Probleme zu diagnostizieren und therapeutische Interventionen durchzuführen, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der Patient:innen zugeschnitten sind.

Psychosoziale Berater:innen hingegen dürfen nicht behandeln, sondern beraten. Ihre Rolle beschränkt sich darauf, Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen, indem sie ihnen helfen, kurzfristige Lösungen für Lebenskrisen, Beziehungsprobleme, berufliche Herausforderungen oder persönliche Entwicklungsprozesse zu finden. Die Beratung ist wesentlich kürzer und auf ein konkretes Ziel ausgerichtet, was bedeutet, dass sie oft in wenigen Sitzungen abgeschlossen werden kann und sich auf die unmittelbare Problemlösung konzentriert.

Die Psychotherapie hingegen greift weit tiefer und bleibt nicht an der Oberfläche, sondern behandelt den Menschen als Ganzes, indem sie sich mit den zugrunde liegenden Ursachen von psychischen Problemen auseinandersetzt und langfristige Veränderungen anstrebt. Psychotherapeut:innen behandeln Krankheiten, indem sie evidenzbasierte Methoden anwenden, um die psychische Gesundheit ihrer Patient:innen zu verbessern. Im Gegensatz dazu sind Psychosoziale Berater:innen eher präventiv oder unterstützend bei alltäglichen Herausforderungen tätig, indem sie Menschen helfen, ihre Ressourcen zu mobilisieren und ihre Resilienz zu stärken, um zukünftige Probleme besser bewältigen zu können.