Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie in bestimmten Situationen immer wieder auf die gleiche Weise reagieren? Warum Sie manchmal voller Energie, spontan und kreativ sind – und in anderen Momenten streng mit sich selbst oder besonders sachlich? Die Transaktionsanalyse (TA) bietet faszinierende Erklärungen dafür, warum wir so sind, wie wir sind.
Das Menschenbild der Transaktionsanalyse
In den 1950er Jahren entwickelte Eric Berne die Transaktionsanalyse, die auf einem positiven Menschenbild basiert: Jeder Mensch besitzt einen inneren Wert und die Fähigkeit, sein Leben bewusst zu gestalten. Unsere Persönlichkeit ist nicht unveränderlich – sie wird durch unsere Erfahrungen geformt, kann sich jedoch auch weiterentwickeln.
Die drei Ich-Zustände – unsere inneren Stimmen
Ein zentrales Konzept der TA sind die drei Ich-Zustände, die unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen:
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Das Eltern-Ich
Es enthält Regeln, Normen und Werte, die wir in unserer Kindheit übernommen haben. Es kann fürsorglich und unterstützend sein („Sei vorsichtig, ich kümmere mich um dich!“), aber auch kritisch und streng („Das macht man nicht!“). Unsere inneren Glaubenssätze entstehen oft aus diesem Ich-Zustand. -
Das Kind-Ich
Hier sind unsere ursprünglichen Emotionen, Bedürfnisse und kreativen Impulse gespeichert. Es gibt das freie Kind, das spontan, neugierig und voller Lebensfreude ist, und das angepasste Kind, das sich nach den Erwartungen anderer richtet – manchmal aus Angst oder Unsicherheit. -
Das Erwachsenen-Ich
Dieser Zustand ist unser rationaler, gegenwartsbezogener Teil. Hier treffen wir bewusste Entscheidungen, analysieren Situationen und handeln logisch – frei von alten Mustern oder Emotionen.
Warum reagieren wir oft automatisch?
Viele unserer Verhaltensweisen basieren auf früh erlernten Mustern. Wenn wir uns zum Beispiel häufig durch Kritik verletzt fühlen, könnte es daran liegen, dass unser angepasstes Kind-Ich reagiert, das gelernt hat, es jedem recht zu machen. Oder wenn wir uns selbst übermäßig unter Druck setzen („Du musst perfekt sein!“), könnte unser kritisches Eltern-Ich sprechen. Diese inneren Stimmen können manchmal unbemerkt die Kontrolle übernehmen. Doch mit gesteigertem Bewusstsein können wir lernen, unsere Reaktionen zu hinterfragen und flexibler zu handeln.
Unsere Kindheit prägt uns
Schon im Mutterleib nehmen wir die Welt um uns herum wahr. Wir kommen zur Welt und sind vollständig auf unsere Eltern und Bezugspersonen angewiesen. Als kleiner Mensch lernen wir sehr schnell, wie wir Überleben, wie wir uns anpassen, wie wir bekommen was wir brauchen und uns darauf einzustellen, was von uns verlangt wird.
Die Kindheit ist ein ganz entscheidender Faktor, wie wir als Erwachsener sein werden. Viele Botschaften der Eltern und Bezugspersonen sind in uns gespeichert. Aus diesen haben wir Überzeugungen gebildet, die bis ins Erwachsenenalter beständig bleiben. In der Transaktionsanalytischen Psychotherapie sprechen wir von Grundbotschaften, Inneren Antreibern, Glaubenssätzen und Ersatzgefühlen - diese vier Bausteine bilden die Basis unseres Skripts. Das Skript ist ein unbewusster Lebensplan, der in der Kindheit gebildet wird. Das Skript ist die Basis der kindlichen Entscheidungen und eine gewisse Überlebensstrategie.
Das Skript kann sehr konstruktive und dem Leben strukturgebende Elemente beinhalten. Doch oftmals wirken Elemente einschränkend im Erwachsenenleben nach - sie können unsere Autonomie einschränken. Das kann sich in einem psychischen Ungleichgewicht bzw. einer psychischen Störung zeigen. Genau hier kann eine Psychotherapie unterstützen und bei einer Veränderung helfen -> Denn "Wir sind, wie wir sind" – aber wir müssen nicht bleiben, wie wir waren.
Die Transaktionsanalyse zeigt, dass wir unsere Verhaltensweisen verstehen und verändern können. Wenn wir lernen, bewusst mit unseren inneren Ich-Zuständen und unserem Skript umzugehen, können wir unser Leben freier, selbstbestimmter und erfüllter gestalten.